Angelverein "Tolle Hechte" – Wenn der Räucherofen qualmt

Wohnen und Beisammensein: Wenn der Angelverein „Tolle Hechte“ in Eving zusammenkommt, treffen sich langjährige DOGEWO21-Mieter, um übers Angeln zu philosophieren und die Praxis folgen zu lassen.

Ein Vormittag in der Kleingartenanlage „Zur Sonnenseite“. Der stählerne Räucherofen, in dem rund 40 Forellen liegen, pafft gemütlich vor sich hin. Frank Eske öffnet die Tür und verschafft sich durch Wedeln frische Luft. „Basis ist Buchenholz“, erklärt er. 

Eine dreiviertel Stunde hängen die Forellen zum Garen über der offenen Flamme, anschließend schüttet Eske die Räuchermischung aus Spänen von Rosmarin, Kirsche und Gewürzmischungen wie Goldglanz darüber. Der Qualm umhüllt den silbrigen Fisch, bis er golden glänzend und duftend den Weg aus dem Schrank findet. „‘Ne halbe Stunde müssen sie noch auskühlen…“ 

Räuchern ist ein Pläsier, es verbindet den Fangerfolg mit der Haltbarmachung, wenngleich schnell deutlich wird, dass besonders lange Haltbarkeit diesmal nicht gefragt ist. Die Kollegen warten. Günter Eul erzählt von der Vereinsgründung am 28. Februar 1983. „War aus einer Bierlaune heraus“, erinnert er sich, „im ehemaligen Haus Tüttelmann an der Bergstraße.“ Der Bierdeckel sei schon gut rund gewesen, „dann haben wir dem Wirt Manfred Dönnecke gesagt, wir gründen einen Angelverein“. Der habe sich den Deckel kurz angeschaut und gesagt: „Der geht auf mich.“ Ihm sei sofort klar geworden, dass Haus Tüttelmann die Vereinskneipe werde. 

Inzwischen zählen die „Tollen Hechte“ 18 Mitglieder, die meisten sind DOGEWO21-Mieter. „Letztes Jahr waren wir noch in Schweden zum Hochseeangeln“, sagt Michael Fritz. Norwegen, Dänemark, manchmal auch nur Neuharlingersiel. Dreiviertel Stunde mit dem Boot raus und dann auf Dorsch, Seelachs, Makrele und Hering gegangen. In diesem Jahr bleiben der Dortmund-Ems-Kanal und die Lippe. Oder die kommerziell betriebenen Teiche der Umgebung, für die Angler so etwas wie Eintritt zahlen müssen.

Alle haben ihre Tricks, an den Fisch zu kommen. Werner Maier schwört auf Kartoffeln, wenn’s auf Karpfen geht und auf Fleischwurst mit Knoblauch beim Aal. Er hat auch die besten Würmer im Kompost, eine landläufig bekannte Delikatesse. Nichts Gefangenes darf in die Gewässer zurückgesetzt werden, es sei denn die Mindestgröße ist nicht erreicht. „Aber alles, was an exotischen Fischen zum Beispiel von Aquarianern ausgesetzt worden ist, wie etwa
afrikanische Welse, müssen raus“, sagt Michael Fritz – weil sie das biologische Gleichgewicht durcheinanderbringen. 

Und, haben die „Tollen Hechte“ ein Vereinsgewässer wie so mancher andere Club, der sich Wasserflächen und Flussabschnitte mietet? „Unser Gewässer heißt Krombacher“, lässt Günter Eul hören und alle lachen. Sie haben den Kanal und die Lippe, kennen ihre Ecken dort. Im 50-km-Umkreis von Dortmund sind 154 Angelvereine und Fischereigemeinschaften registriert. Jeder Angler sucht sich seinen Platz. Fröhling, Eske und Maier gehen oft zusammen los. „Kurz vor der Schleuse Henrichenburg sitzen wir gern“, sagt Fröhling. Morgens, wenn die Sonne aufgeht, abends, wenn das Gleiche der Mond macht. Ein Dämmergang, der bis ein Uhr nachts dauern kann. Einer sagt: „Sollen wir morgen mal drei, vier Stunden Angeln gehen?“ Klar, gerne, sie sind sofort dabei. 

So, fertig. Eske öffnet den Ofen, Duft steigt auf: „Den haben wir 25 Jahre, da waren schon ein paar Tonnen drin. Auch Schinken, bei 30 Grad geräuchert und dann noch ein, zwei Tage im kalten Rauch hängen lassen…“ Lothar Meisfeld, der nicht mehr unter ihnen weilt, hat den Ofen geschweißt und genietet. So ist es heute sozusagen ein Meisfeld-Gedächtnis-Räuchern. Fläschchen Pils dabei, so, wie er es eben auch selber gerne gehabt hat.

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