Lagebericht 2022

Gebäude der DOGEWO21 Zentrale von außen.

1. Gesamtwirtschaft­liche und branchen­bezogene Rahmen­bedingungen

DEUTSCHLAND1

Das Statistische Bundesamt Destatis stellt für das Jahr 2022 ein BIP-Wachstum von 1,9 % fest und bestätigt damit, dass sich die deutsche Wirtschaft nach den Corona-Krisen­jahren 2020 und 2021 wieder langsam erholt. Im Vergleich zum Jahr 2019, dem Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie, ist das BIP 2022 um 0,7 % höher. Dabei profitierten Dienst­leistungs­bereiche von Nachhol­effekten, hohe Preise und Material­mangel bremsten Industrie­produktion und Bau. Gestützt wurde das Wachstum von privaten Konsumausgaben.

Die krisenhafte Zuspitzung auf den Gasmärkten belastet die deutsche Wirtschaft schwer. Die hoch­geschnellten Gaspreise erhöhen die Energie­kosten drastisch und gehen mit einem massiven gesamt­wirtschaftlichen Kaufkraft­entzug einher. Dies dämpft nicht nur die noch unvollständige Erholung von der Coronakrise, sondern belastet die deutsche Wirtschaft erneut in einem deutlichen Ausmaß.

Die gestiegenen Energie­preise verstärken den Preisauftrieb, der bereits in der Corona-Pandemie eingesetzt hat. Durch die Störungen internationaler Lieferketten stiegen die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte. Diese Preis­steigerungen wurden an die Verbraucher weitergegeben. Die weiterhin expansive Geld- und Finanzpolitik hat den Preisauftrieb zusätzlich verstärkt.

Eine stabilisierende Wirkung für die konjunk­turelle Entwicklung geht vom Arbeitsmarkt aus. Zwar dürfte die Nachfrage nach neuen Arbeits­kräften angesichts der konjunkturellen Schwächephase zurückgehen. Die Unternehmen werden aufgrund des Fachkräfte­mangels in vielen Bereichen aber bestrebt sein, den vorhandenen Personal­bestand zu halten, sodass die Erwerbs­tätigkeit vorübergehend nur geringfügig sinken dürfte.

Wohnungsmarkt in Dortmund

Die Stadt Dortmund verzeichnete im Jahr 2022 einen deutlichen Anstieg in der Bevölkerungs­entwicklung. Zum Stichtag 31. Dezember 2022 lebten 609.546 Personen in Dortmund und damit 6.833 Einwohner mehr als im Vorjahr.2

Für die folgenden Ausführungen werden die statistischen Daten für 2021 und die Vorjahresdaten 2020 aus dem aktuellen Dortmunder Wohnungs­markt­bericht 2022 herangezogen.

Zum Ende des Jahres 2022 lagen zur Anzahl und Entwicklung der Privat­haushalte in Dortmund keine Zahlen vor.

Der Dortmunder Wohnungs­markt zeigte weiterhin keinerlei Entspannungs­tendenzen. Das spiegelt sich in der nach wie vor sehr niedrigen und im Vergleich zum Vorjahr nochmals leicht rückläufigen strukturellen Leerstands­quote von rd. 2 % wider. Dies entspricht der unteren Leerstands­grenze, bei der man noch von einem gesunden Wohnungs­markt ausgehen kann. Die freie Wahl der Wohnung auf dem Dortmunder Wohnungs­markt ist somit eingeschränkt.3

Die angespannten Verhältnisse auf dem Wohnungs­markt zeigen sich auch in Höhe und Dynamik bei der Mietzins­entwicklung. Die in den letzten Jahren zu beobachtenden Mietpreis­steigerungen bei den Angebots­mieten setzten sich fort. Der Mietpreis­median für Bestands­wohnungen (Wieder­vermietungen) hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 % auf 7,91 Euro pro Quadrat­meter nettokalt erhöht. Die mittleren Angebots­mieten für Neubau­wohnungen stiegen gegenüber dem Vorjahr um 3,6 % auf 11,50 Euro pro Quadratmeter nettokalt an.

Auch die Wohn­nebenkosten haben einen weiteren Anstieg erfahren. Mittlerweile sind nach Aussage des Dortmunder Planungs­dezernates die Ausgaben für das Wohnen so hoch, dass viele Haushalte an ihre finanzielle Belastungs­grenze gebracht wurden. Bei der Wohnungs­nachfrage zeigt sich, dass die Zahl der transferleistungsbeziehenden Haushalte, nach dem vorherigen pandemie­bedingten Anstieg, insgesamt wieder rückläufig war. Größere Familien­haushalte sind im Verhältnis zur allgemeinen Haushalts­verteilung überproportional häufig auf staatliche Unterstützungs­leistungen und damit auf preiswerten Wohnraum angewiesen.

Die Herausforderung wird auch zukünftig sein, dass weiter und verstärkt in den öffentlich geförderten Wohnraum investiert wird. Zur Schaffung und Sicherung von bezahlbarem Wohnraum konnten im Jahr 2021 in Dortmund insgesamt 41,1 Millionen Euro für Neubau- und Modernisierungs­projekte mit 254 Wohnungen bewilligt werden – 230 davon im Neubau. Die Stadt Dortmund hat damit 6,1 Millionen Euro mehr vergeben können, als das eigentliche Globalbudget des Landes dies vorsah. Die Notwendigkeit zur stetigen Förderung des öffentlich geförderten Wohnungsbaus besteht auch deshalb, weil trotz der bisherigen Investitionen die Zahl der Wohnungen, die öffentlich gefördert und damit mietpreisgebunden sind, perspektivisch weiter sinkt. Weil mehr Wohnungen aus der Bindung fallen als neue gebaut werden, sind aktuell nur noch 21.400 öffentlich geförderte Wohnungen im Stadtgebiet verfügbar. 

Grundsätzlich hat Dortmund keinen Mangel an Bauland. Aktuell verfügt die Stadt über 188 Hek­­­tar Wohnbau­flächen. Diese Flächen reichen aus, um rd. 9.600 Einheiten, davon Dreiviertel im Mehrgeschoss­wohnbau, zu errichten. Dennoch wird dieses Potenzial nicht durch die Markt­teilnehmer genutzt. Zwar ist die Zahl der neuen Baugenehmi­gungen im vergangenen Jahr um 17,7 % auf 2.262 gestiegen. Allerdings zeigt sich diese deutliche Steigerung nicht bei den Fertig­stellungen von neuen Wohnungen: Sie sind in 2021 sogar um 35 % auf 1.664 Wohnungen gesunken. Ein Anstieg ist zukünftig nicht zu erwarten – erhöhte Energiekosten, Liefer­schwierigkeiten und Rohstoff­mangel in Verbindung mit personal­bedingten Kapazitäts­engpässen lähmen die Bauwirtschaft zunehmend. All dies hemmt die dringend benötigte Bautätigkeit im Neubau und im Bestand und verteuert das Wohnen.

Demografie

Die Altersklasse der Ende 20- bis Ende 30-Jährigen ist in den letzten zehn Jahren deutlich angewachsen. Dieser Anstieg hängt insbesondere mit den nach Dortmund geflüchteten jungen Menschen zusammen. 

Auffällig ist zudem die in den letzten zehn Jahren angestiegene Alters­gruppe von 0 – 3 Jahren. Dieser Anteil ist seit 2011 deutlich gewachsen und hat sich z. T. verdrei- bis vervierfacht. Die Schaffung bezahlbarer und familiengerechter Wohnungs­angebote (Wohnungsgröße und -zuschnitte) und eines familien- und kindergerechten Wohnumfeldes sind zentrale Aufgaben der Dortmunder Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik, insbesondere im Hinblick auf die zunehmenden Fortzüge der familien­bildenden Altersgruppe.

Beschäftigung4

Im Dezember 2022 waren 34.892 Menschen in Dortmund arbeitslos. Die Arbeitslosen­zahl stieg somit gegenüber dem Vorjahr um 3,4 % (+ 1.133 Personen) an. Die Arbeitslosen­quote stieg auf 10,9 % (Dezember 2021:10,5 %) und liegt somit über dem Vorjahres­niveau. Dieser Zuwachs resultiert auch aus der Aufnahme schutz­bedürftiger Menschen aus der Ukraine. Hierbei handelt es sich überwiegend um einen arbeits­fähigen Personenkreis, dem ein erleichterter Zugang zum Arbeitsmarkt gewährt wurde. Die Betreuung und Eingliederung in den Arbeitsmarkt erfolgt über die Bundes­agentur für Arbeit und die lokalen Jobcenter. 

Unter Berücksichti­gung aller Umstände ­­– Materialengpässe, Energiekrise sowie der Folgen der EU-weit verhängten umfangreichen wirtschaftlichen Sanktionen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg – ist der Dortmunder Arbeitsmarkt als robust zu bezeichnen.


1 VdW, Information zur gesamtwirtschaftlichen Lage und Branchenentwicklung 2022

2 https://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/ausunsererstadt/stadtportraet/statistik/start_statistik/index.html, Bevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppen, Stand: 31. Dezember 2022

3 https://www.nordstadtblogger.de/kosten-fuers-wohnen-in-dortmund-steigen-weiter-internationale-krisen-hemmen-neubauprojekte/

4 Bundesagentur für Arbeit, Dortmunder Arbeitsmarkt im Dezember 2022, Presseinformation Nr. 1